16.03.2025
Von: (Autor) AL Hubert Isker

„Gralla ist besonders – Ich würde es wieder tun“

Tanja Fauland-Gratz ist seit 10 Monaten die erste Bürgermeisterin der Marktgemeinde Gralla. Sie zieht Bilanz und stellt sich Fragen zu aktuellen und künftigen Gemeindethemen. Sie schildert ihre Sichtweise zur weiteren Entwicklung von Gralla und zeigt sich auch von ihrer privaten Seite.


Erstmalig in der Geschichte von Gralla gibt es eine Bürgermeisterin. Wie ist die Bevölkerung damit umgegangen? Wie ist man Ihnen begegnet?

Ich muss zugeben, dass anfangs vereinzelt doch ein wenig Skepsis zu vernehmen war. Mittlerweile ist davon nichts mehr zu merken. Ganz im Gegenteil. Mir wird fast täglich bestätigt, dass die Zeit reif ist für eine „Frau“ Bürgermeister.

Gralla ist nach wie vor eine entwicklungsstarke Gemeinde. Welche Projekte konnten Sie seit Ihrem Amtsantritt umsetzen?

Der zeitgemäße und energieeffiziente Zubau zur Volksschule für die Nachmittagsbetreuung ist hier eindeutig hervorzuheben. Wir konnten dank guter Planung, professionelle Firmen und einstimmige Entscheidungen im Gemeinderat nach nur 6monatiger Bauzeit in Betrieb gehen.
Die neue Sommerferienbetreuung, nach dem Kindergarten erstmals auch in der Volksschule, wird von den Eltern sehr geschätzt.
Verschiedene Verkehrssicherheitsmaßnahmen, vor allem Fußgeher und Radfahrer betreffend, wurden getroffen. Es erfolgte der Ausbau des Kanal- und Wasserleitungsnetzes, aber auch die Erweiterung der Straßenbeleuchtungsanlagen.

Gab es auch Neuerungen, die direkt bei den Bürgerinnen und Bürgern angekommen sind?

Ja, auf jeden Fall. Im Gemeindeamt wurde ein Digital-Point eingerichtet. Ein eigener Computer steht jenen Bewohnern, die bisher keine oder nur wenig PC-Erfahrung haben, zur kostenlosen Benützung zur Verfügung. Wenn es die Zeit erlaubt und wenn gewünscht, gibt es auch Unterstützung von unseren Mitarbeiterinnen.
Darüber hinaus haben wir vier übertragbare Klimatickets zum kostenlosen Verleih angekauft. Seit Jänner können auch Anträge für einen neuen Reisepass oder Personalausweis bei uns gestellt werden. All diese neuen und zusätzlichen Services werden bestens angenommen.

Wo liegen aktuell die Schwerpunkte in Ihrer Gemeindearbeit?
Wir sind in der finalen Phase des Projektes „Betreutes Wohnen in Gralla“. Gemeinsam mit der Brucker Wohnbau GenmbH und der Volkshilfe Steiermark werden wir ein „Altern in Würde in gewohnter Umgebung“ ermöglichen. Die zwölf Wohneinheiten sind ab Spätherbst beziehbar. Infomappen können im Gemeindeamt angefordert werden.
Ein Thema, das wir stets im Fokus haben, ist die Kinderbetreuung. Wir haben zurzeit sechs Gruppen installiert. Es wird aber demnächst mit dem Bau einer weiteren Kindergarten(Kinderkrippen)-Gruppe begonnen. Diese soll bereits im September in Betrieb gehen; ambitioniert, aber schaffbar. Wir können dann jedem Kind in Gralla, das einen Kindergartenplatz braucht, diesen nicht nur in Aussicht stellen, sondern eine pädagogisch wertvolle Betreuung tatsächlich garantieren. Das ist mir als Frau, gerade im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, äußerst wichtig.

 

Apropos Familien – Wir sind derzeit in Ausarbeitung eines Konzeptes für die Neugestaltung unseres öffentlichen Kinderspielplatzes. Die letzte Adaptierung liegt 10 Jahre zurück. Noch vor dem Sommer werden Anpassungen an heutige Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen vorgenommen. Die finanziellen Mittel, um diesen Begegnungsplatz attraktiver zu machen, sind reserviert.

 

Kommen wir zur Wirtschaft in Gralla. Gibt es dazu interessante Neuigkeiten?
Ja, auf jeden Fall. Demnächst wird mit dem Bau eines neuen Objektes nördlich des McDonald’s begonnen. Die Fertigstellung ist bis Ende des Jahres geplant. Die bestehende Halle, in der sich der Fleischabholmarkt und das Niteflight befindet, wird bis Mitte 2026 erneuert. Internationale Handelsbetriebe werden das Einkaufsangebot in Gralla ergänzen und erweitern.

Wie sieht es mit der Gesundheitsversorgung in ihrer Gemeinde aus?
Durch die Nähe zur Bezirkshauptstadt mit ihrem Ärztezentrum und zum LKH Südweststeiermark (Standort Wagna) sind wir grundsätzlich gut versorgt. Dennoch ist es wichtig, die durch die absehbare Pensionierung unseres Gemeindearztes freiwerdende Kassenstelle für Allgemeinmedizin nachzubesetzen. Hier bin ich schon in vertieften Gesprächen. Ich bin sicher, dass es da keine Versorgungslücke geben wird.

Gibt es im Hinblick auf die Gesundheitsversorgung auch mittel- bis längerfristige Ziele?
Wir haben vor, dass wir die beiden Standorte unserer Kindergärten zu einem Kinderbetreuungszentrum zusammenführen. Die dafür notwendigen Grundstücke beim Kindergarten Regenbogen haben wir uns gesichert.
Die frei werdenden Räumlichkeiten beim Kindergarten Sternenring, direkt im Ortszentrum, könnten nach Umbau- und Adaptierungs- arbeiten Platz für ein bis zwei Arztpraxen bieten.

 

Interessant, um welche Ärzte könnte es sich da handeln? Was schwebt Ihnen vor?
Hier sind wir bestrebt, einen Kinderarzt oder/und einen Hautarzt/Augenarzt für die Niederlassung in Gralla zu gewinnen.
Die derzeitige Situation ist keinesfalls zufriedenstellend. Man muss Sorge haben, ob man überhaupt als Patient angenommen wird. Diese Situation wollen wir weitgehend verbessern.

Gralla war in der Vergangenheit oftmals unter den Gemeinden mit dem höchsten Bevölkerungszuwachs. Wird das so weitergehen?

Nein, auf keinen Fall. Über die Raumordnung gibt es schon jetzt eine massive Abflachung der Bevölkerungsentwicklungskurve. Gralla soll weiterhin Wohlfühlgemeinde sein.  Der örtliche Charakter sowie Natur- und Grünräume sollen erhalten bleiben. Riesige PV-Anlagen haben auf unseren Wiesen und Äcker nichts verloren. Diese werden für die landwirtschaftliche Produktion gebraucht. Außerdem gibt es viele ungenutzte Dachflächen auf Gewerbe- und Industriehallen.

Immer öfter hört man, dass die Gemeinden ihren laufenden Betrieb nicht mehr finanzieren können. Wie steht es um die Finanzen in Gralla?

Auch wir spüren die enormen Ausgabensteigerungen, die wir nicht beeinflussen können. Wir müssen bei allen Projekten mehr denn je Prioritäten setzen. Die Daseinsvorsorge ist jedenfalls vordergründig sicherzustellen. Durch sparsames und effizientes Wirtschaften stehen wir aber nach wie vor auf stabilen Beinen. Jedoch kann sich keine Gemeinde Luftschlösser und andere Träumereien mehr leisten.

 

Themenwechsel – Wie sehr liegt Ihnen, als Frau, das Thema „Frauen in den Gemeinderat“ am Herzen?
Dieses Thema liegt mir sehr am Herzen. Ich möchte bewusst machen, dass es wichtig ist, dass auch Frauen sich mit ihren Ideen, Meinungen und Sichtweisen aktiv in ihrer Gemeinde einbringen. Ich bin stolz auf die bereits erreichte Frauenquote in meiner SPÖ-Fraktion. Von 13 Sitzen sind 5 mit Frauen besetzt.

Was macht die Frau Bürgermeister, wenn sie einmal nicht für ihre Gemeinde im Einsatz ist? Wie verbringen Sie Ihre Freizeit?

Ich bin glücklich, dass ich Teil einer großen Familie bin. Die Zeit, die ich mit ihr bei zahlreichen Anlässen verbringe, ist mir sehr wertvoll.
An freien Wochenendtagen tanke ich Kraft bei mehr oder weniger ausgedehnten Wanderungen. Aber auch die köstliche Kulinarik in unseren südsteirischen Buschenschenken genieße ich mit meinem Mann gerne.

Eine letzte Frage – Drehen wir das Rad der Zeit zurück. Würden Sie das herausfordernde Amt einer Bürgermeisterin wieder annehmen?

Das ist für mich ganz klar – Ja, ich würde es wieder tun; und das mit vollster Überzeugung. Es ist ein unbeschreiblich schönes Gefühl, wenn man seinen Heimatort, mit dem man von Geburt an verwurzelt ist, maßgeblich mitgestalten darf. Den Menschen zu helfen, zur Seite zu stehen, ihre Sorgen und manchmal auch ihre Ängste zu nehmen – dazu habe ich mich entschieden und würde mich jederzeit wieder dafür entscheiden.
Bürgermeisterin Tanja Fauland-Gratz